Presseberichte zum Bauernvogelschießen 2021

 

Auszug aus der Westfalenpost vom Freitag, 21.05.2021

Corona-Schützenkönig geht ins dritte Jahr

Die Krone wird sorgsam im Schrank verwahrt: Mike und Annett Braumann über ihre ungewöhnliche Regentschaft

Michael Kleinrensing

Das Breckerfelder Bauernschützen-Königspaar Mike Braumann (links) und Annett Braumann: Sie starten coronabedingt jetzt in ihr drittes Jahr.
Das Schützenfest wurde abgesagt. 
 
 
Jens Stubbe

Die Dimension der Krise machen manchmal auch Dinge deutlich, die man gemeinhin als Nebensächlichkeit abtun würde. Aber: So etwas hat es bei den Bauernschützen Breckerfeld seit 82 Jahren nicht mehr gegeben. Da klafft nämlich beim Blick auf die Würdenträger eine Lücke in der Historie. Nachdem Otto Höller im Jahr 1939 König wurde, musste er zehn Jahre lang auf einen Nachfolger warten.

Nun führt niemand Krieg. Höchstens einen Krieg gegen ein Virus, das unseren Alltag seit mehr als einem Jahr dominiert. Corona allerdings beschert Mike Braumann soeben seine dritte Amtszeit.

Was dazu führt, dass seine Frau Annett, die Königin, sich schon Vergleiche mit der britischen Queen gefallen lassen musste.

Es ist eine dritte Amtszeit, die der König der Bauernschützen Breckerfeld, der noch im Jahr 2019 am Morgen am Frühstückstisch Stein und Bein geschworen hatte, dass er keinesfalls um die Königswürde schießen würde, sich so nun nicht gewünscht hätte.

Nach dem Lockdown ist alles anders

Der Terminkalender eines Schützenkönigs ist normalerweise voll. Weil sich die großen und die kleinen Feiern nur so aneinanderreihen. Beispiel gefällig? „Die Einladungskarten für den Königsabschied liegen noch drinnen im Karton“, sagt Mike Braumann. Der sollte eigentlich im Frühling 2020 stattfinden. Die Karten waren gedruckt, das Bier bestellt. Dann kam der Lockdown. Und alles war anders.

Ein Treffen beim Corona-Test

„Wenn man sich das mal überlegt – wir gehen jetzt ins dritte Jahr“, sagt Mike Braumann. „Und im Moment kann noch niemand sagen, ob wir denn 2022 so feiern können, wie es schön ist und wie wir es gewohnt sind.“ Mit Party, mit Schützenzelt und mit all den kleinen Festlichkeiten, die sich um das große Fest ranken.

Jetzt, so formuliert es Königin Annett, trifft man sich beim Corona-Test. Aber nicht beim Bier. „Und das macht ja auch was mit den Menschen“, erklärt die Königin, „früher wusste man immer, was wer gerade tut, wie es wem geht. Natürlich versuchen wir, Kontakte zu pflegen. Aber irgendwie wird man sich durch diese Corona-Zeit auch fremd.“

Also bleibt zunächst nur die Erinnerung – an all die schönen Feste (das letzte übrigens bereits in Amt und Würden beim Besuch der Schützen Boele) und an jenen Tag, als beim Frühstück eigentlich abgesprochen war, dass Mike Braumann – der Herr des Hauses – auf keinen Fall um die Königswürde schießen würde. „Ich kam dann zum Schießstand“, erinnert sich Annett Braumann. „Und da hat man mir dann auf einmal erzählt, dass mein Mann im Schießkeller sei. Da habe ich dann doch gehofft, dass es klappt.“

Seit mehr als einem Jahr liegen Kette und Krone jetzt im Schrank. „Ich werde sie dieser Tage noch einmal polieren“, sagt Annett Braumann. Mike nickt und lächelt: „Ich weiß nicht einmal mehr, wie man sich richtig an einen Bierwagen stellt.“

Es wird Zeit für ein Schützenfest. Höchste Zeit.


Auszug aus der Westfalenpost vom SAMSTAG 24. APRIL 2021

Und wieder macht Corona den Breckerfelder Schützen einen Strich durch die Rechnung

 

Die Schützenfeste fallen aus.

Es ist das zweite Jahr in Folge, dass eine Lücke in der Chronik der Schützenvereine hinterlassen wird. Denn auch in diesem Jahr müssen die Vereine das gesellige Beisammensein absagen.

Die Corona-Pandemie macht es unmöglich. „Laut Corona-Schutzverordnung sind größere Feste zunächst bis zum 31. Mai untersagt. Wie es danach weitergeht, ist völlig offen“, erklärt Ordnungsamtsleiter Andreas Bleck. Ein Blick auf die eigentlich fünfte Jahreszeit in der Hansestadt.

Die Bauernschützen Breckerfeld

Das letzte Maiwochenende naht, an dem traditionell die Bauernschützen der Landgemeinde Breckerfeld ihr über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Bauernvogelschießen feiern. Das Festwochenende fällt erneut der Pandemie zum Opfer. „Eine solche Lücke in unserer Chronik hat es seit über 70 Jahren nicht gegeben. Gerne hätten wir dieses Jahr wieder gefeiert, aber die Gesundheit hat oberste Priorität,“ wie der Vorsitzende Wolfgang Falkenroth betont. „Bleibt zu hoffen, dass sich die angespannte Lage im Laufe des Jahres etwas normalisiert.“

Auch für die Majestäten Königin Annett und König Maik Braumann sowie Fähnrich Colin Storm mit Partnerin Eva Nietschke ist es ein ungewöhnlicher Verlauf der Regentschaft. Im Mai 2019 errangen sie die Königs- bzw. Fähnrichswürde und vertraten die Bauernschützen ein Jahr lang bei Veranstaltungen.

Höhepunkt ihrer Regentschaft wäre im Mai 2020 ihr Abschied und das Ausschießen der neuen Würdenträger gewesen. Es kam anders. Aber die Bauernschützen waren nicht untätig: Mit Unterstützung des Förderprogramms VITAL NRW, der Stadt und Sponsoren konnte ein neuer Altenwagen angeschafft werden. Aufgrund von stetig steigenden Sicherheitsanforderungen sowie erhöhtem Platzbedarf befasste sich der Vorstand schon seit geraumer Zeit mit dem Thema. „Dieses Jahr sollte dann der „Neue“ präsentiert werden,“ so Wolfgang Falkenroth. „So müssen wir uns bis nächstes Jahr gedulden, um dann mit unserem neuen Schmuckstück zum Bauernvogelschießen zu fahren.“

Die Bürgerschützen-Gesellschaft Breckerfeld

Ralf Lukaszewski und die Mitglieder der Bürgerschützen-Gesellschaft hatten schon zu Beginn des Jahres die Hoffnung so gut wie aufgegeben, dass ihr Schützenfest stattfinden kann.

„Die Planungen starten ja eigentlich ein Jahr vorher. Wir haben natürlich zunächst abgewartet, aber man hat ja selbst bis jetzt überhaupt keine Planungssicherheit“, blickt der Vorsitzende zurück. Die Impfungen hätten zwar Hoffnung gemacht, „aber dafür geht es nicht schnell genug voran.“ Eine große Veranstaltung mit Menschen dicht an dicht gedrängt im Festzelt – „selbst dann nicht umsetzbar, wenn es erlaubt wäre. Die ganzen Hygienevorschriften wären für einen Verein überhaupt nicht umsetzbar.“ Zwar finde das Schützenfest immer erst im Juni statt – so weit reicht die Corona-Schutzverordnung aber bislang noch nicht. Das Risiko, Verträge abzuschließen und dann kurzfristig abzusagen. habe aber trotzdem niemand eingehen wollen. Die Absage steht. „Wir sind natürlich alle traurig, solche Veranstaltungen stärken den Zusammenhalt in der Stadt. Aber all unsere Hoffnungen liegen jetzt auf dem kommenden Jahr“, sagt Lukaszewski dazu.

Der Breckerfelder Junggesellen-Schützenverein

Auch bei den Junggesellen ist man nur wenig optimistisch: „Wir feiern immer am letzten Juli-Wochenende. Wir haben zwar noch nicht endgültig abgesagt, aber wir gehen Stand jetzt nicht davon aus, dass unser Schützenfest tatsächlich stattfinden kann“, sagt der Vorsitzende Robin Bleck. Normalerweise seien hier an einem Freitagabend rund 800 bis 900 Besucher im Festzelt. Weitere auf der großen Wiese. „Mit Blick auf die hohen Inzidenzen und den Stand der Impfungen hält sich die Hoffnung daher in Grenzen, dass dieses Jahr überhaupt eine Veranstaltung stattfinden kann. Denn an vorderster Stelle steht für uns alle natürlich die Gesundheit.“ Der erneute Ausfall sei zwar schade, „aber alle haben Verständnis. Wir können ja an der Situation nichts ändern.“

Der Schützenverein „Gut Ziel“ Delle

„Bei uns ist ebenfalls alles auf null gefahren“, blickt der Vorsitzende Dirk Brand auf die Coronasituation. Lediglich die Pflege des Vereinshauses laufe. „Auch unsere wöchentlichen Schießübungen fallen aus. Wir hätten eigentlich als erstes gefeiert Anfang Mai, es stand außer Frage, dass wir absagen“, so Brand. Das Schießen, die Krönung, die Feier. „Unsere Majestäten werden weiter in der Statistik geführt, so lange hat noch niemand regiert“, sagt Brand und lacht.

Der Verein habe glücklicherweise keine Abwanderung von Mitgliedern zu verzeichnen und gibt sich zumindest mit Blick auf das kommende Jahr optimistisch: „Wir planen auf jeden Fall mit einem Schützenfest 2022. Bis dahin sollte die Immunisierung durch die Impfungen ja weit genug vorangeschritten sein.“ Und dann werden hoffentlich auch die Chroniken der Vereine weitergeführt. „Wir freuen uns, wenn das Vereinsleben wieder Fahrt aufnimmt.“



    Aufbau der Strohpuppen 2019